Bios by Daniel Suarez

Autor:Daniel Suarez [Daniel Suarez]
Die sprache: deu
Format: epub
veröffentlicht: 2017-11-16T23:00:00+00:00

23

Die Sonne brannte brutal heiß, und die Luftfeuchtigkeit machte es noch schlimmer. Das Cigarette-Boot trieb irgendwo im Südchinesischen Meer. Durand schätzte, dass die Hulks achtzig Kilometer weiter südlich lagen. Eine Kette grollender Gewitter verdüsterte dort den Horizont. Hoffentlich würden die Unwetter sie daran hindern, Drohnen einzusetzen. Ihn per Boot zu suchen war viel schwerer.

Im Norden sah Durand Sonne und klareren Himmel. Kein Land in Sicht, doch er hatte eine ungefähre Vorstellung, wo er war: immer noch sechs-, siebenhundert Kilometer südlich von Thailand. Er hatte kein Datenlink zum Boot, also keinen Zugriff auf dessen Mapping-Systeme oder die zweifellos hervorragende virtuelle Steuerkonsole. Das Boot verfügte weder über physische Screens noch über Instrumente. Aber er hatte am Morgen in der Kabine ein dreißig Jahre altes GPS-Gerät gefunden, einen Umkehrosmose-Trinkwasserbereiter, Lebensmittelkonserven, Schnaps, Bier und beutelweise Chips.

Er versuchte, das GPS-Gerät an der Kabinenbatterie aufzuladen, und wenn auch der interne Akku nicht lud, funktionierte das Gerät immerhin noch. Und nicht nur das, es war so alt, dass es vermutlich nicht ortbar war, im Gegensatz zum GPS seines Phablets (das letzte Nacht über Bord gegangen war, genau wie sein Haarteil, sein Schnurrbart, der Buschhut und vieles andere).

Das GPS zeigte, dass Durand seine Position gut berechnet hatte. Er war etwa hundertfünfzig Kilometer vor der Küste von Kuantan, Malaysia. Ganz schön weit draußen.

Er hatte Schuldgefühle wegen des Thai-Schmugglers, der über Bord gespült worden war. Und wegen des toten Geschäftsmanns. Zu seiner Verblüffung war der langschwänzige Makake bei Tagesanbruch aus einem offenen Staufach geklettert und hatte schnatternd nach Fressbarem gestöbert. Wie sich das Tier an Bord hatte halten können, als das Wasser alles weggefegt hatte, war ihm ein Rätsel.

Er fütterte den Makaken mit Ananasstücken aus der Dose, und das Tier folgte ihm den ganzen Morgen auf Schritt und Tritt, hielt sich immer gerade außerhalb seiner Reichweite und beobachtete jede seiner Bewegungen.

«Tut mir leid wegen deines Freundes, Affe. Vielleicht haben sie ihn ja rausgefischt.»

Der Makake antwortete mit Schnattern.

Durand war sich nicht sicher, ob es das bessere Schicksal war, von den Sklavenhaltern gerettet zu werden. Trotz allem war er froh, dass die Leichen und das Blut weggespült worden waren. Dadurch erschienen ihm die Geschehnisse der letzten Nacht lediglich wie ein Albtraum, und das war ihm nur recht. Allein der Affe zeugte davon, dass jemand hier gewesen war.

Dann stolperte er über die Skorpion-MP, die an der Heckreling auf dem Deck lag. Sie war nicht über Bord gegangen.

Er befand, dass er es sich nicht erlauben konnte, untätig herumzusitzen. Er durchsuchte jeden Stauraum und Schrank des Boots, auch in der schmuddeligen kleinen Kabine. Er fand Decken, eine Leuchtpistole, eine Blisterpackung Amphetamin-Pillen in Militärqualität, Kleidung, Wasserski und Trapez sowie ein hochklassiges Nitrox-Atemgerät samt Neoprenanzug, Flossen und einer hawaiianischen Schlingenharpune. Er überprüfte die Flaschen des Atemgeräts und stellte fest, dass sie halb voll waren.

Wozu hatten die Schleuser eine Tauchausrüstung? Versteckten sie Vorräte oder Bitringe in flachem Küstengewässer? Die Sachen könnten Durand nützlich sein. Er beschloss, sich die Zeit zu nehmen, sie zu säubern und sich zu vergewissern, dass das Atemgerät funktionierte. In jedem Fall gab es ihm etwas zu tun, während die Akkus des Boots luden.

Download

Haftungsausschluss:
Diese Site speichert keine Dateien auf ihrem Server. Wir indizieren und verlinken nur                                                  Inhalte von anderen Websites zur Verfügung gestellt. Wenden Sie sich an die Inhaltsanbieter, um etwaige urheberrechtlich geschützte Inhalte zu entfernen, und senden Sie uns eine E-Mail. Wir werden die entsprechenden Links oder Inhalte umgehend entfernen.